
Musikalische Leitung: Thomas Mandl
Choreographie: Andris
Plucis
Bühne und Kostüme: Marcel Zaba
Mit: Massimo Lanza
(Ludwig), Roberto Scafati (Dr. Gudden), Stefan Küpper (Wagner/Lohengrin), Adelheid B. Strelick (Elisabeth von
Österreich), Marion van den Bergh
(Sophie Herzogin in Bayern), Sophie Beever, Rita Lüthi, Caterina Salvadori,
Pietro Cannella, Sebastian Eilers.
Es spielt das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm.
Premiere: Dienstag, 29. Juni 1999, 20 Uhr im Großen Haus
Matinée: Sonntag, 27. Juni 1999, 11 Uhr im Foyer
Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird das Philharmonische Orchester
wieder bei einem Ballettabend spielen. Und nicht irgendeine Musik - nein, die berühmteste
Komposition für Bühnentanz überhaupt: Peter I. Tschaikowskis SCHWANENSEE.
Ballettdirektor Andris Plucis studiert mit seiner Ulmer Compagnie einen Abend ein, den er
schon mit großem Erfolg 1997 am Landestheater Coburg gezeigt hatte und bringt damit
bereits in der ersten Spielzeit seine dritte Arbeit für das Ulmer Theater heraus. Marcel
Zaba, von dem auch das Bühnenbild für KEPLERS TRAUM stammt, hat für die große Ulmer
Bühne die Kulissen und Kostüme zu LUDWIG II - SCHWANENSEE neu entworfen.
LUDWIG II - SCHWANENSEE behandelt zum einen die Person und das
Schicksal des bayerischen Märchenkönigs" Ludwig von Wittelsbach (1845-1886)
(crazy king", wie die Amerikaner gerne sagen), des Erbauers von Neuschwanstein,
des Gründers der Stadt Neu-Ulm und des Förderers Richard Wagners. Der junge kunstsinnige
König ließ sich das Glück, das ihm das Leben nicht zu geben vermochte, in gigantischen
und phantastischen Bauten erstehen. Der König, der sich und seinem Volk nicht helfen
konnte, zog sich zurück in die Welt seiner steinernen Kulissen. Von seiner Regierung
festgenommen und entmündigt, ertrank König Ludwig II. 1886 im Starnberger See. Ein
Unfall? Selbstmord? Mord? Niemand weiß es.
Zum anderen bringt der Ballettabend zwei Künstler zusammen, die ein
ähnliches Schicksal teilen: Ludwig und Peter I. Tschaikowski. Auch Tschaikowskis
Unfall-Tod ist von Legenden umrankt. Beide schufen ihre ideale Welt in der Kunst, beide
waren aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur im normalen Leben zur Frustration verdammt.
Natürlich hat LUDWIG II - SCHWANENSEE keinen
dokumentarisch-historischen Charakter (das ist die Aufgabe der Geschichtsschreibung, nicht
der darstellenden Kunst), sondern stellt eine sehr persönlich geprägte Sichtweise dar.
Es handelt sich daher um eine assoziative Handlung, in der in visionärer Weise Wagner,
Sissy, der Arzt Dr. Gudden, bayerische Beamte, aber auch Figuren aus Opern Richard Wagners
dieTitelfigur umgeben.
Zur Coburger Premiere schrieb das Coburger Tagblatt:
Mit der beachtenswerten Uraufführung einer eigenen
Ballettschöpfung konnte Andris Plucis ... Lorbeeren verdienen. Das kühne phantasievolle
Konzept, die SCHWANENSEE - Musik Tschaikowskis mit den mythischen Vorstellungen des
tragischen Bayernkönigs Ludwig II. zu verbinden, gelang überzeugend und bot zahlreiche
gedankliche Brücken, wie etwa Parallelen im Leben beider Persönlichkeiten, eine gewisse
Seelenverwandschaft und die Verbindung zu Richard Wagners LOHENGRIN und seinem
Schwanenmythos. Auch musikalische Verwandschaften kann der Hörer entdecken, wenn er etwa
Tschaikowskis Hauptmotiv aus SCHWANENSEE mit dem LOHENGRIN-Motiv Nie sollst du mich
befragen" vergleicht. Ein König sucht sein Reich" heißt es im
Untertitel: ein Reich, das wie bei vielen Romantikern in der Phantasie angesiedelt ist und
an dem Widerspruch zwischen Traum und Wirklichkeit zerbricht. Andris Plucis will kein
dokumentarisches Ballett über die Vita des Königs, sondern beschäftigt sich mit seinen
Vorstellungen, Ängsten, Bedrohungen, aber auch Zerstreuungen, die ihn immer mehr der
Realität entrücken und zu dem angedeuteten tragischen Ende führen. Vor der
geschmackvollen, wechselnden Hintergrundgestaltung der Bühne ... läßt Andris Plucis
zwanzig abwechslungsreiche Szenen ablaufen, die jeweils einen charakteristischen realen
oder phantastischen Inhalt haben, wobei neben Tragik auch durchaus die Komik zu ihrem
Recht kommt. Ein weiterer Pluspunkt dieser Ballettproduktion ist, daß die Musik nicht vom
Band kommt, sondern vom Orchester gespielt wird."