Ballettabend Junge Choreographen

Von und mit Tänzern des Ballettensembles

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Foto: Hans Botzenhard

Photos der Produktion

 

Simple Symphony
Choreographie von Caterina Salvadori. Musik von Benjamin Britten

Questi cazzi di piccione (Diese Scheißtauben)
Choreographie von Caterina Salvadori. Musik von Frank Zappa

Ci vediamo al muretto (Wir sehen uns am Mäuerchen)
Choreographie von Roberto Scafati. Musik von Robert Moran

ENERGY
Choreographie von Roberto Scafati. Muisk nach traditionellen indianischen Gesängen

CELL: 341
Choreographie von Adelheid. B. Strelick. Musikcollage von Karlheinz Fohlert

Through your eyes I see
(Durch deine Augen ich sehe) Choreographie von Marion van den Bergh. Musik von Isaac Albeniz, u.a.

Koordination Bühne und Kostüme: Christof Hußmann

 

 

 

 

Nachrichten aus der Sparte Ballett: Zur Spielzeit 1998/99 tritt der neue Ballettdirektor Andris Plucis sein Amt an. Plucis, Schüler der Royal Ballet School London, Tänzer am Theater Bonn und bei William Forsythe in Frankfurt, war in Gießen, Würzburg und von 1991-1996 Ballettdirektor am Staatstheater Darmstadt. Zuletzt war er am Landestheater Coburg in dieser Funktion tätig. Während Andris Plucis mit den Proben für seinen ersten großen Ballettabend Keplers Traum beginnt, stellen die langjährigen Mitglieder des Ballettensembles im Podium des Ulmer Theaters eigene Choreographien vor.

 

Caterina Salvadori, Tänzerin am Ulmer Theater seit 1995, erarbeitete bereits die Choreographie für die Oper Orpheus und Eurydike. Nun choreographiert sie auf die frühe viersätzige Simple Symphony op. 4 von Benjamin Britten. Es tanzen in unterschiedlichen Konstellationen drei Frauen und ein Mann. „Das Stück hat keine dramatische Handlung", erläutert Caterina Salvadori, „es ist eine Folge von formalen Variationen". Eine nachvollziehbare „Handlung" hat dagegen das von Caterina Salvadori choreographierte Solo Questi cazzi di piccione, mit dem Frank Zappa den Tauben Venedigs ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Die Choreographin verweist auf den Kommentar Zappas: „Der Titel heißt ‘Diese Scheißtauben’. Wenn Sie schon mal in Venedig waren, dann wissen Sie, daß es dort statt Bäumen Tauben und deren Nebenprodukte gibt. Was warscheinlich einer der Gründe ist, warum Venedig versinkt."

 

Der Tänzer Roberto Scafati gehört der Ulmer Compagnie seit 1994 an und war bereits in zahlreichen exponierten Rollen zu erleben. 1996 choreographierte er zusammen mit Massimo Lanza die Erfolgsproduktion West side Story. Roberto Scafati choreographiert auf Robert Morans „Music from the Towers of the Moon" für Streichquartett ein viersätziges Stück mit dem Titel Ci vediamo al muretto (Wir sehen uns am Mäuerchen). „Das ist eine Redensart in Italien", so Scafati, „das Mäuerchen ist Treff- und Kommunikationspunkt des Ortes, hier werden Freundschaften geschlossen. Die Freundschaft ist auch das Thema dieses Ballettes. Im ersten Satz treffen sich zwei Männer und eine Frau, im zweiten Satz verallgemeinert sich die Szenerie zu einer Gruppenchoreographie. Der dritte Satz gehört dem Pas-de-deux zweier Männer.

Die Choreographie ENERGY handelt von der Körperenergie, die zur Bewegung, zur Aktion antreibt oder einfach versiegt.

 

Adelheid B. Strelick ist als Choreographin am Ulmer Theater bereits eine feste Größe. Sie sang und spielte nicht nur erfolgreich im Musical The Black Rider, sondern schuf hier auch die Choreographie. An der Inszenierung des Schauspielprojektes Anstatt Rashomon ist Adelheid B. Strelick ebenfalls choreographisch beteiligt. Ihr neues Stück CELL: 341 , zu dem der Tonmeister des Ulmer Theaters, Karlheinz Fohlert die Musikcollage erstellt hat, suggeriert die Situation einer Versuchsreihe. An drei Tänzerinnen werden Verhaltensexperimente und Manipulationen durch akustische Signale durchgeführt. Wer die Versuche durchführt, bleibt dabei im Dunkeln. „Lernprozesse gehören zu den zentralen Erlebnissen des Menschen", erklärt Adelheid B. Strelick, „schon als Kind bekommt man erklärt, was man darf, was nicht, wofür es Strafen gibt, ohne daß man erfassen könnte, warum". Auch die drei Individuen in der Choreographie wissen nicht, wofür sie den Experimenten ausgesetzt werden, doch Adelheid. B.Strelick ist es wichtig, daß diese drei als Persönlichkeiten die Situation bestehen und überstehen.

 

Marion van den Bergh gehört der Ulmer Ballettcompagnie ebenfalls seit 1994 an. Ihre choreographische Arbeit THROUGH YOUR EYES I SEE wird in verschiedenen Szenen zwischen den Stücken ihrer Kollegen stehen. Als Thema verbindet der Prozeß der Bewußtseinsbildung die einzelnen Teile. Eine Frau befindet sich auf einer Reise - sie möchte die Welt sehen. Doch Reisen sind ja bekanntermaßen vor allem Reisen zu uns selbst, so sieht sie sich mit einer verhüllten Figur konfrontiert. „In diesem Objekt entdeckt sie ihr eigenes verschlossenes Bewußtsein", so Marion van den Bergh, „sie erfährt vergangene und zukünftige Bewußtseinszustände, die eines kleinen Kindes und einer alten Frau. Durch den Wechsel der Perspektive lernt sie sich erst kennen".

 

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