Giacomo Puccini

TOSCA

in italienischer Sprache

Der Inhalt

Über Puccini

Floria Tosca Lisa Livingston / Anita Bader
Mario Cavaradossi Tommaso Randazzo / Girard Rhoden /Günther Gutmann
Baron Scarpia Wilhelm Eyberg von Wertenegg
Cesara Angelotti Gerard Hulka
Der Mesner Norbert Burger
Spoletta Ulrich Bodenstein
Sciarrone William Halbert
Ein Schließer Frank Moll
Ein Hirt Eva Zettl
Musikalische Leitung James Allen Gähres

Inszenierung Kerstin Holdt
Bühne Bernd-Dieter Müller
Kostüme Annette Zepperitz
Choreinstudierung Wolfgang Balzer
Dramaturgie Klaus Rak
Licht Frank Sobotta
Ton Stefan Raebel / Karlheinz Fohlert
Abendspielleiter Kerstin Holdt
Musikalische Einstudierung Igor Beketov, Markus Romes
Ausstattungsassistenz Barbara Fumian
Inspizent Tobias Barthelmeß
Souffleuse Melanie Rasch-Hönigl
Technische Leitung Ingo Radloff, Peter M. Gramming
Bühnenmeister Adam Sanchez
Gewandmeisterinnen Christine Geckeler, Barbara Krämer
Maske Andrea Boremski,Kathleen Rohrer
Requisitenvorstand Helmut Neul
Malersaalvorstand Laszlo Gyürk

Philharmonisches Orchester der Stadt Ulm

Chor und Extra-Chor des Ulmer Theaters


Herstellung von Dekorationen, Kostümen, Masken und Requisiten: Werkstätten des Ulmer Theaters.

Aufführungsdauer: ca 2 1/2 Stunden

- Pause nach dem zweiten Akt -

Premiere am 26. Mai 1997 im Großen Haus

Aufführungsrechte Riccordi München

Giacomo Puccini: Tosca

"Tosca" ist kein historisches Werk. Es ist aber auch nicht frei erfunden: Die Königin von Neapel und Cesare Angelotti sind historische Personen, Tosca, Cavaradossi und Scarpia könnten gelebt haben. Historisch wahr sind auch die drei Schauplätze der Oper: die Kirche Sant `Andrea della Valle, der Palazzo Farnese, die Engelsburg. Im Grunde ist dies bedeutungslos. Nicht daß eine Handlung wahr ist, verleiht ihr Wert, sondern daß sie wahr sein könnte, gerade so wie sie geschildert wird, ist das Entscheidende. Es ist eine fesselnde Mischung aus Dichtung und Geschichte, wie sie so vielen Opern zugrunde liegt. Puccini - der Hauptrepräsentant des italienischen Verismo - an der Schwelle des industriellen Zeitalters wurden seine Melodien zum Abschiedsgesang einer ganzen Epoche. Er war ein letzte Belcantist, in dem eine jahrhundertelange Entwicklung zu Ende ging.

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Kurze Biographie Puccinis

1712 Dem aus dem Bergdorf Cella bei Pescaglia (Toskana) stammenden und in Lucca niedergelassenen Ahnen des »Tosca«-Komponisten wird ein Sohn geboren, den er Giacomo nennt. Dieser wird im Jünglingsalter nach Bologna geschickt, um beim berühmten Padre Martini, der höchsten musikalischen Autorität seiner Zeit, Musik zu studieren.

1739 Der genannte Giacomo Puccini, Urur-großvater des Opernkomponisten, wird auf Empfehlung seines Lehrers Organist und Kirchenkapellmeister in Lucca.

1747 Antonio, Sohn des Giacomo, in Lucca geboren.

1771 Domenico, Sohn des Antonio, in Lucca geboren.

1781 Giacomo in Lucca gestorben. Sein Sohn Antonio übernimmt seine musikalischen Ämter.

1813 Michele Puccini, Sohn des Domenico, in Lucca geboren. Auch er wird, wie alle seine Vorfahren dieses Namens, Kirchenmusiker und Komponist geistlicher Werke.

1815 Domenico stirbt, nur 44 Jahre alt, eines nie aufgeklärten, möglicherweise Vergiftungstodes. Sein Sohn Michele wird trotz der schwierigen materiellen Lage der zurückgebliebenen Familie mit besonderer Sorgfalt zum Musiker ausgebildet, studiert in Neapel bei Donizetti und Mercadante, um dann in der Heimatstadt Lucca nicht nur die Ämter der Vorfahren, sondern auch die Leitung des Konservatoriums übernehmen zu können.

1858 In der Ehe Michele Puccinis mit Albina Magi wird am 22. Dezember nach sechs Töchtern (Ottilia, Tomaide, Iginia, Nitteti, Macrina und Ramelde Onfale Aleluia) endlich ein Sohn geboren, der den in der Familie traditionellen Namen Giacomo erhält.

1864 Tod Vater Micheles im Alter von 51 Jahren. Der wenig mehr als fünfjährige Giacomo verbleibt in der Obhut der aufopfernden Mutter und erhält er sten Musikunterricht durch Carlo Angeloni, der Schüler Michele Puccinis gewesen war. Eine kleine städtische Pension sichert das Überleben der zahlreichen Familie, die noch kurz nach des Vaters Tod durch einen zweiten Sohn vergrößert wird. In einem durchwegs sehr liebevollen Verhältnis aller Familienmitglieder liegt, ganz nach italienischer Tradition, die stärkste Aufmerksamkeit und Erwartung auf dem ältesten Sohn: Giacomo. Ohne nennenswerte Begeisterung wird der Halbwüchsige Organist in kleinen Gemeinden rund um die Vaterstadt Lucca. Außerdem stellt er ein kleines Tanz- und Unterhaltungsorchester zusammen, mit dem er in der Stadt und einigen nahen Badeorten an der Küste auftritt.

1877 In der Kirche San Paolino in Lucca wird zum ersten Mal eine Komposition Giacomos aufgeführt: eine Motette, die ein Jahr zuvor bei einem Wettbewerb nicht einmal in Betracht gezogen worden war.

1879 Puccini hört in Pisa Verdis »Aida«. Er beschließt endgültig, einer schon länger in ihm spürbaren Unruhe nachzugeben und der Laufbahn eines Kirchenkomponisten zugunsten der Oper zu entsagen. Dazu wird es notwendig, in eine »Opernstadt« zu übersiedeln: die Familie entschließt sich für Mailand.

1880 Mit einem von der italienischen Königin gewährten Stipendium und der tatkräftigen Beihilfe eines Verwandten bezieht Puccini das Mailänder Konservatorium, wo er Schüler von Antonio Bazzini und des kurz zuvor durch den Erfolg seiner Oper »La Gioconda« berühmt gewordenen Amilcare Ponchielli wird. Eine Zeitlang teilt Puccini eine kärgliche Behausung mit dem um fünf Jahre jüngeren Mitschüler Pietro Mascagni, der 1884 wegen »völliger Unzulänglichkeit« aus dem Konservatorium ausgeschlossen wird, sich aber wenige Jahre später mit »Cavalleria rusticana« glänzend revanchieren kann. Am 12. Juli wird in Lucca eine Messe Puccinis (»Messa di Gloria«) erstmals gesungen.

1883 Im Mailänder Konservatorium wird eine Prüfungsarbeit Puccinis, das »Capriccio Sinfonico« mit starkem Erfolg gespielt. Damit verabschiedet er sich glanzvoll von seiner Studienzeit.

1884 Puccini erringt am 31. Mai im Teatro dal Verme, Mailand seinen ersten Bühnenerfolg mit der Oper »Le Villi«, die er auf einen nach deutschen Sagen bearbeiteten Text komponierte.

1886 Das Liebesverhältnis Puccinis mit der verheirateten Elvira Gemignani führt zur gemeinsamen Flucht aus Lucca, bei der Elviras Tochter Fosca mitgenommen wird. Am 23. Dezember wird in Monza beider (einziger) Sohn Antonio geboren.

1889 Wenig günstige Aufnahme von Puccinis zweiter Oper »Edgar« in der Mailänder Scala am 21. April, woran allerdings ein schwacher Text die hauptsächliche Verantwortung trägt. Puccini denkt zum ersten Mal an eine Vertonung des Dramas »Tosca« von Victorien Sardou.

1891 Reise nach Hamburg zur deutschen Erstaufführung von »Le Villi«. Tod des Bruders Michele, eines begabten aber unglücklichen Musikers, in Rio de Janeiro.

1893 Durchschlagender Erfolg der dritten Oper, »Manon Lescaut«, die am 1. Februar im Turiner Teatro Regio erstmals erklingt und noch im gleichen Jahr an zwölf weiteren italienischen sowie fünf wichtigen ausländischen Bühnen gespielt wird. Mit dem schnell einsetzenden Ruhm bessert sich Puccinis bis dahin äußerst angespannte materielle Lage. Das Mailänder Verlagshaus Ricordi erwirbt gegen eine lebenslängliche Rente die Option auf seine Werke, die Einnahmen aus Aufführungen steigen schnell an. Aus den Erträgen der »Manon Lescaut« kauft Puccini das Familienhaus in Lucca zurück, das beim Tode der Mutter verkauft werden mußte. Puccini liest Henri Murgers Roman »Scenes de la vie de Boheme« und beschließt begeistert dessen Vertonung.

1896 Genau drei Jahre nach »Manon Lescaut«, am 1. Februar, und im gleichen Theater in Turin erlebt »La Boheme« ihre Premiere, die keinen einhelligen Erfolg zeitigt. Es dirigiert Arturo Toscanini, die Hauptrollen der Mimi und des Rudolf singen Cesira Ferrani und Evan Gorga. Aufführungen in Rom und Palermo bahnen noch im gleichen Jahr den sehr bald weltweiten Triumph dieser Oper an.

1897 Die in Aussicht genommene Arbeit an der nächsten Oper- »Tosca« - erleidet vielerlei Verzögerungen, vor allem weil Puccini seine »Boheme« in viele Städte begleitet. Das auf den gleichen Text komponierte Werk seines Rivalen Leoncavallo fällt bei der Uraufführung in Venedig durch.

1898 Anläßlich der »Boheme«-Premiere ist Puccini in Paris, wo er Zusammenkünfte mit dem berühmten Dramatiker Victorien Sardou hat, dem Autor des Schauspiels »La Tosca«, das mit der legendären Tragödin Sarah Bernhardt auf zahllosen Theatern Europas das Publikum hinriß. Puccini macht sich nach seiner Rückkehr energisch an die Komposition der neuen Oper, die am 18. August bis zum Finale des 1. Aktes, dem »Tedeum« gediehen ist; über dieses konsultiert er einen befreundeten Kleriker.

1899 Am 16. Juli beendet Puccini den zweiten Akt, am 29. September den dritten Akt und damit die gesamte Oper »Tosca«. Im Oktober entbrennt eine heftige schriftliche Auseinandersetzung mit Giulio Ricordi, der am dritten Akt Wesentliches auszusetzen findet, sich aber schließlich Puccinis Argumenten anschließt.

1900 Am 14. Januar erfolgt die Uraufführung der »Tosca« im Teatro Costanzi in Rom. Die vor allem politisch motivierte Unruhe des Publikums, durch Bombendrohungen noch verstärkt, ließ, neben dem ungewohnt krassen Realismus des Textbuchs, einen einheitlichen Erfolg nicht zu. Doch auch dieses Puccini-Werk breitete sich sehr bald rund um die Welt aus. Puccini zieht, nachdem er schon wäh rend mehrerer Jahre sich immer wieder dort aufgehalten hatte, nun endgültig in das von ihm erworbene Haus in Torre del Lago, nahe von Viareggio am Ufer des kleinen Massaciuccoli-Sees. (Die geräumige Villa enthält heute eine Gedenkstätte und Puccinis Mausoleum.)

1901 »Tosca« erklingt in einer Fülle von Theatern der ganzen Welt. In vielen Städten laufen ihre Vorstellungen parallel mit denen der »Boheme« und auch der »Manon Lescaut«, die allerdings in manchen Städten mit der Vertonung des gleichen Stoffs durch Jules Massenet (1884) im Wettstreit steht.

1903 Puccini, einer der frühen Autosportler, erleidet am 25. Februar einen Unfall, bei dem er einen komplizierten Beinbruch und einen Schock davonträgt. Die Heilung verzögert sich durch eine Diabetes sowie eine allgemeine, durch starkes Rauchen verursachte Schwäche aller Organe. Gegen Weihnachten kann Puccini trotzdem seine folgende Oper - »Madame Butterfly« - vollenden.

1904 Am 3. Dezember, nach dem Tode ihres Gatten, heiratet Puccini in Viareggio seine langjährige Gefährtin Elvira. »Madame Butterfly« wird bei der Uraufführung am 17. Februar in der Mailänder Scala vom Publikum vollständig abgelehnt. Doch bereits am 28. Mai rehabilitiert die Aufführung in Brescia - in nur leicht veränderter Form und Einteilung in drei anstatt zwei Akte - das Werk vollständig und leitet dessen überwältigenden Welterfolg ein.

1905 In Buenos Aires stürmisch gefeiert, erlebt Puccini dort gleichzeitige Aufführungen von fünf seiner Opern (»Edgar«, »Manon Lescaut«, »La Boheme«, »Tosca«, »Madame Butterfly«) unter der glänzenden Leitung seiner Freunde Leopoldo Mugnone und Arturo Toscanini. Eine lange Suche nach geeigneten Stoffen für neue Opern beginnt. Reise nach London, wo Puccini Freundschaft mit dem ihm seit Jahren bekannten Tenor Enrico Caruso sowie mit der feinsinnigen Bankiersgattin Sybil Seligman schließt.

1906 Puccini hört an der Metropolitan Oper in New York mehrere seiner Opern und arbeitet persönlich mit manchem der damals weltbesten Sänger. Es kommt zu ersten Gesprächen mit David Belasco, dem Urheber der »Butterfly«, über dessen Drama »The girl of the Golden West« (»Das Mädchen aus dem Goldenen Westen«), das Puccini als Sujet für eine nächste Oper in Aussicht nehmen will.

1907 Nach langer Zusammenarbeit, die ebenso von beglükkenden gemeinsamen Erfolgen wie von lautstarken Zerwürfnissen gezeichnet war, trennen Puccini und sein Textdichter Luigi Illica (»Manon Lescaut«, »La Boheme«, »Tosca«, »Madame Butterfly«) sich endgültig.

1908 Puccinis selten ganz problemloses Privatleben wird durch den Selbstmord einer jungen Hausangestellten, Doria Manfredi, schwer getrübt, die durch die grundlose Eifersucht von Puccinis Gattin Elvira in den Tod getrieben wurde. Das schon vorher unerfreulich gewordene Eheleben erfährt dadurch einen nicht mehr gutzumachenden Bruch.

1910 Puccini schifft sich im November neuerlich nach New York ein und wohnt dort am 10. November der glanzvollen Uraufführung seiner Oper »La Fanciulla del West« (»Das Mädchen aus dem Goldenen Westen«) bei. Unter Leitung von Arturo Toscanini sang Emmy Destinn die Titelpartie.

1911 Erste Aufführungen der »Fanciulla del West« in Europa: London (29. Mai), Rom (12. Juni), später Wien mit Maria Jeritza in der Titelrolle, einer der besten Puccini-Darstellerinnen aller Zeiten.

1912 Tod des großen Mailänder Verlegers Giulio Ricordi, der Puccinis Laufbahn wie ein väterlicher Freund aufgebaut in Wien unlösbare Hindernisse entgegen. Puccini denkt immer ernsthafter daran, drei Opern-Einakter zu komponieren und zu einem Theaterabend zu vereinen. Er beginnt mit der Komposition des ersten, des »Tabarro« (»Der Mantel«).

1917 Puccini vollendet das zweite dieser Stücke, »Suor Angelica« (»Schwester Angelica«) und beginnt das dritte, »Gianni Schicchi«. Uraufführung der vom Wiener Theater freigegebenen »Rondine« (»Schwalbe«) im Theater von Monte Carlo am 27. März.

1918 Uraufführung des »Trittico« (»Triptychon«), des Zyklus der drei Einakter »Il Tabarro«, »Suor Angelica«, »Gianni Schicchi« am 14. Dezember in der New Yorker Metropolitan Oper. Unter der musikalischen Leitung von Roberto Moranzini ernten Claudia Muzio, Geraldine Farrar, Giuseppe de Luca u. a. stärksten Erfolg, in Abwesenheit des Komponisten, der so bald nach Kriegsende keine Möglichkeit zur Reise hatte.

1919 Er ist aber bei der italienischen Premiere am 1. Januar in Rom anwesend und verbeugt sich ungezählte Male unter dem Jubel des Publikums. Presse und Kenner zeigen sich differenzierter: Sie lehnen »Suor Angelica« überwiegend, »Il Tabarro« teilweise ab, sind sich aber über die Meisterschaft des »Gianni Schicchi« einig.

1920 Erstaufführungen des »Trittico« in Wien und London, zwei der puccinibegeistertsten Städte Europas. Arges Zerwürfnis mit dem alten Freund Toscanini, der das Werk deswegen nicht wie vorgesehen in London dirigiert.

Puccini entschließt sich zur Vertonung von Carlo Gozzis Turandot. Ein sich seit langem ankündigendes Kehlkopfleiden verschlechtert sich und erschwert Puccinis Arbeit.

1922 Tod von Puccinis Schwester Iginia, die im Kloster gelebt hatte und vom Komponisten während der Arbeit an der im Nonnendasein spielenden »Suor Angelica« um Rat gefragt worden war.

Aussöhnung mit Toscanini.

1923 Galavorstellung der »Manon Lescaut« an der Mailänder Scala unter Leitung Toscaninis zum dreißigjährigen Jubiläum dieser Durchbruchsoper Puccinis. »Puccini-Fest-tage« auch in Wien. Schwere Arbeit an »Turandot«, die nicht mehr ganz beendet werden kann.

1924 Puccinis Gesundheitszustand hat sich unaufhörlich verschlechtert. Als letzte Rettung wird die Operation durch einen Kehlkopfchirurgen in Brüssel angeraten. Dorthin reist Puccini mit seinem Sohn am 4. November. Starke Bestrahlungen scheinen den Verlauf der Krankheit aufzuhalten, aber es kommt zum qualvollen Rückfall und zur Operation, die nur noch ergibt, daß der Krebs schon viel zu weit vorgeschritten ist. Puccini stirbt in der Brüsseler Klinik am 29. November um 11.30 vormittags. Eindrucksvoller Trauerzug durch Brüssel am 1. Dezember, riesige Begräbnisfeierlichkeiten in Mailand am 3. Dezember, vorläufige Beisetzung in der Familiengruft der Toscaninis.

1926 Am 25. April dirigiert Arturo Toscanini in der Mailänder Scala die von der gesamten Musikwelt mit höchster Spannung erwartete Uraufführung der »Turandot«, die inzwischen von Franco Alfano aus Puccinis Skizzen vollendet worden ist. Der Dirigent legt an der Stelle, da Puccinis Arbeit beendet werden mußte, den Stab nieder und spricht mit tränenerstickter Stimme zum Publikum die Worte, die der Komponist ihm selbst angegeben hatte: »Hier endet das Werk des Maestro...«, worauf das Publikum noch lange ergriffen und in tiefem Schweigen auf seinen Plätzen verharrt. Am nächsten Abend, dem 26. April, wurde die ergänzte Oper bis zum Ende gespielt und mit größter Begeisterung aufgenommen. Am 29. November wird Puccinis Leiche aus Mailand in die Villa von Torre del Lago überführt.

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Inhalt

Erster Akt

In einer Kirche erscheint ein Flüchtling: Cesare Angelotti, der frühere Konsul der kurzlebigen Römischen Republik, konnte aus dem Gefängnis fliehen, er hofft hier Verkleidung für die Flucht vorzufinden.

Der Maler Mario Cavaradossi will das Auftragswerk vollenden, das die Heilige Maria Magdalena darstellen soll. Unwissentlich gibt er dem Gesicht der Heiligen die Züge einer von ihm verehrten Frau, nämlich der Marquesa Attavanti, die er mehrmals beim Gebet in dieser Kirche beobachtet hatte. Argwöhnisch wird er vom Mesner beobachtet, dem die freizügigen Ansichten des jungen Mannes mehr als suspekt sind. Er sieht in ihm einen Repräsentanten jener Generation, die alles in Frage stellt, der nichts mehr heilig ist. Da Angelotti die Kirche nicht verlassen kann, ohne von Cavaradossi gesehen zu werden, will er diesen als Fluchthelfer benützen. Er gibt sich ihm zu Erkennen, Cavaradossi verspricht Hilfe, da naht Tosca. Der Maler gibt Angelotti den für ihn bestimmten Korb mit Speisen, auf dessen Inhalt allerdings auch der Mesner begehrliche Blicke gerichtet hatte. Tosca ist eifersüchtig. Sie glaubt im Bild die Züge der Marquesa Attavanti zu erkennen und bezichtigt Cavaradossi des Treuebruchs. Mit Mühe gelingt es ihm sie zu beschwichtigen. Am Abend wollen sie sich in einer Villa des Malers treffen. Ein Kanonenschuß kündigt an, daß die Flucht Angelottis aus dem Gefängnis bemerkt worden ist. Nun ist höchste Eile geboten. Cavaradossi bietet Angelotti ein Versteck in einem Brunnen im Garten einer seiner Villen an und bringt ihn unverzüglich dort hin. Der Mesner will Cavaradossi mit der Nachricht überraschen, das politische Idol seiner Generation habe eine entscheidende Niederlage am Schlachtfeld erlitten, es werden nun wieder geordnete Zustände eintreten. Floria Tosca wird anläßlich eines Empfanges vor den Spitzen des Staates eine Kantate singen, in der Kirche selbst wird ein feierliches Tedeum aufgeführt werden. Zu seiner Enttäuschung trifft er den Maler nicht an. Scarpia betritt die Kirche. Nachdem er von der Flucht Angelottis erfahren hatte, hofft er hier, wo die Privatkapelle der Familie Angelotti ist, weitere Indizien vorzufinden. Der Mesner entdeckt den leeren Korb in der Ka pelle. Scarpia erkennt die Beziehungen zwischen Angelotti, Cavaradossi und dem Portrait der Attavanti. Er findet auch einen Fächer mit deren Wappen. Tosca kehrt zurück, sie will Cavaradossi sagen, daß sie ihn am Abend nicht treffen kann, da sie bei einer Siegesfeier der Regierung eine Kantate singen werde. Mit dem Fächer der Attavanti gelingt es Scarpia, Toscas Eifersucht zu entfachen. Er nennt als Fundort jenen Platz, den Tosca und Cavaradossi als Treffpunkt für ihre Liebesabenteuer gewählt haben. Der davonstürzenden Tosca schickt Scarpia drei Agenten nach, die sie bespitzeln sollen. In Scarpias Kopf reift ein phantastischer Plan.


Zweiter Akt

Scarpia speist zu Abend. Einer seiner Agenten soll Tosca von Scarpia beim Betreten des Palastes eine Nachricht übergeben. Spoletta meldet, er habe in der Villa Cavaradossis keine Spur von Angelotti entdecken können, habe aber Cavaradossi verhaftet. Cavaradossi, von Scarpia selbst ins Verhör genommen, bestreitet, etwas über Angelotti und seinen Verbleib zu wissen. Durch ein Fenster dringt der Gesang Toscas anläßlich der Feierlichkeiten im Regierungspalast. Auf die Nachricht Scarpias hin betritt Tosca nach Beendigung ihres Vortrages das Zimmer des Polizeichefs. Cavaradossi wird zum weiteren Verhör in einen angrenzenden Raum geführt. Auf Scarpias Frage nach dem Versteckes Angelottis gibt sich Tosca ahnungslos. Scarpia befiehlt die Folterung Cavaradossis. Scarpia, der weiß, daß er das Versteck des Flüchtlings, wenn überhaupt, nur von Tosca erfahren kann, behält recht: unter der psychischen Folter verrät Tosca Angelottis Versteck. Cavaradossi wird freigelassen. Da dringt die Nachricht ins Büro des Polizeichefs: nicht die Revolutionäre, sondern ihre Gegner hätten eine Niederlage erlitten. Cavaradossi reagiert emphatisch und brüskiert damit Scarpia, der ihn darauf erneut verhaften läßt. Tosca will ihrem Geliebten helfen. Auf die Frage, was Scarpia verlange, antwortet dieser, nur eine Liebesnacht mit ihm wäre eine angemessene Belohnung. Tosca ist fassungslos. Sie zieht das Resümee über ihr Leben; immer habe sie für die Kunst gelebt, sie wäre gottesfürchtig und eine gläubige Tochter der Kirche; und jetzt lasse Gott sie im Stich. Spoletta kehrt zurück und meldet, Angelotti habe sich ange sichts der drohenden Verhaftung das Leben genommen. Die Entscheidung, wie mit Cavaradossi verfahren werden soll, überträgt Scarpia der Sängerin. Sie erklärt sich einverstanden, Scarpia für eine Nacht zu gehören, verlangt dafür aber die sofortige Freilassung Cavaradossis. Damit kann Scarpia jedoch nicht einverstanden sein. Um sein Gesicht zu wahren, soll eine Scheinhinrichtung arrangiert werden, wie seinerzeit beim Grafen Palmieri. In Gegenwart Toscas erteilt der Polizeichef den entsprechenden Befehl. Tosca verlangt für sich und Cavaradossi freies Geleit. Scarpia stellt das entsprechende Schreiben aus. Als Scarpia Tosca umarmen will, erblickt sie ein Messer, das sie Scarpia in den Leib rammt. Vor seiner Leiche, fragt sie sich, warum vor ihm ganz Rom gezittert hätte.

Dritter Akt

In der Morgendämmerung singt ein Hirte ein trauriges Lied, das Geläute zahlreicher Kirchenglocken kündet den bevorstehenden Tag an. Cavaradossi wird zur Hinrichtung auf die Plattform der Burg gebracht. Nun, da sich sein Leben dem Ende zuneigt, muß Cavaradossi erkennen, wie wenig er es gelebt hatte. Tosca tritt auf. Sie überbringt den Geleitbrief Scarpias. Tosca berichtet ihm von den Vorgängen im Zimmer des Polizeichefs. Ungläubig nimmt er die Ermordung Scarpias durch Tosca und das Vorhandensein des Passagierscheines auf. Es wäre Scarpias erste Wohltat. Tosca erklärt Cavaradossi die Inszenierung seiner simulierten Hinrichtung. Sie schärft ihm ein, er müsser "übrzeugend" sterbe. Das Erschießungskommando kommt seiner Pflicht nach. Tosca ist begeistert, wie lebensecht Cavaradossi seine Rolle spielt.

Nach dem Abgang des Kommendos, fordert sie den Maler auf, mit ihr zu fliehen. Sie erkennt, daß Cavaradossi wirklich erschossen worden ist. Mitlerweile hat man auch die Ermordung Scarpias entdeckt und weiß, nur Tosca könne die Schuldige sein. Diese ist auf allen Ebenen Scarpia unterlegen: auch noch so viele Liebesnächte mit Scarpia hätten Cavaradossi nicht vor der Hinrichtung bewahren können. Genausowenig wie als Frau konnte sie als Schauspielerin den Gegenspieler täuschen. Mit ihren letzten Worten fordert sie Scarpia vor den Richterstuhl Gottes.

 

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