BLUTHOCHZEIT

Schauspiel von Federico García Lorca

(Neufassung von Herbert Meier)

 

 

Regie: Manuel Soubeyrand

Bühne und Kostüme: Christof Hußmann

Musik: Markus Munzer-Dorn

 

Mit: Ulla Willick (Die Mutter), Anita Iselin (Die Braut), Friederike Frerichs (Die Schwiegermutter/Der Tod als Bettlerin), Charlotte Ullrich (Die Frau Leonardos/Der Mond), Saskia Richter (Die Magd/Der Tod als Bettlerin), Christoph Gaugler (Leonardo), Jan Messutat (Der Bräutigam), Walter von Have (Der Vater der Braut), Frank Ehrhardt (Bursche/Holzfäller/Musiker), Eckard Rühl (Bursche/ Holzfäller/ Musiker), Renatus Scheibe (Bursche/Holzfäller/Der Tod als Musiker) und die Statisterie des Ulmer Theaters.

 

Soirée: Sonntag, 19. Dezember 1999, 17 Uhr im Foyer, Eintritt frei

Premiere: Donnerstag, 23. Dezember 1999, 20 Uhr im Großen Haus

 

 

Zum Stück:

 

"In allen Ländern ist der Tod ein Ende. Er kommt, und die Vorhänge werden zugezogen. In Spanien nicht. In Spanien werden sie aufgezogen. ... In Spanien ist ein Toter lebendiger als sonst auf der Welt ..."

Federico García Lorca

Hochzeitsvorbereitungen in Andalusien; einem Land mit einem undurchschaubaren Geflecht von althergebrachten Traditionen, Neid, festgelegten Erwartungen und dem umbarmherzigen Gesetz der Blutrache, dem alle seit Generationen unterliegen.

 

Die Hochzeit ist verabredet, Braut und Bräutigam sind sich einig, die Eltern haben zugestimmt, die Zeremonie wird vollzogen, das Fest beginnt. Doch noch am Hochzeitsabend flieht die Braut mit einem früheren Freund, der nicht reich genug war, um in ihre Familie einheiraten zu können.

Während der brüskierte Bräutigam den Entflohenen nachjagd, steigt der Mond über dem Wald auf, in dem sich das geflohene Paar verbirgt. Der Mond verlangt vom Tod (in Gestalt einer Bettlerin) das Blut von Bräutigam und Rivalen. Eine mörderische Jagd beginnt ...

 

"Der gewaltsame Tod, der die Vollendung der menschlichen Gefühle verhindert, ist auch in diesem Stück das unausweichliche Ende. Es ist ein Thema, von dem Federico García Lorca besessen war, aber es ist auch ein beständiges Thema in der Vorstellung des andalusischen Volkes: die Dramatik der Lebensumstände, die Leidenschaft und ihre zerstörerischen Konsequenzen in der menschlichen Beziehung wie Eifersucht und Neid, Streit und dann gewaltsamer Tod." (Werner Steinbeiß)

 

 

"Meine Kunst ist nicht volkstümlich; ich habe dergleichen nie in Betracht gezogen."

Federico García Lorca

 

Lorca gestaltete BLUTHOCHZEIT im Sommer 1932 innerhalb weniger Wochen nach wahren Begebenheiten, deren Einzelheiten er bereits vier Jahre zuvor in einer Madrider Tageszeitung gelesen hatte. Diese reale Tragödie gab aber nur den Anstoß für die poetische Ausgestaltung und Veränderung des Stoffes durch Lorca. Das Lokalkolorit bleibt auf ein Minimum beschränkt; es war eindeutig das Ziel, eine zeitlose Tragödie in der mediterranen Tradition zu schreiben und alles Pittoreske und Oberflächliche auszumerzen.

 

Lorca war damals bereits der berühmteste junge spanische Dichter (insbesondere seine ZIGEUNER-ROMANZEN waren im ganzen Land bekannt), hatte aber noch keinen Bühnenerfolg vorzuweisen. Dies änderte sich schlagartig mit BLUTHOCHZEIT. Die Uraufführung des Stücks am 8. März 1933 im Teatro Beatriz in Madrid, die von Lorca selbst vorbereitet wurde, wurde ein überwältigender künstlerischer und finanzieller Erfolg für Lorca und zog weitere Aufführungen, unter anderem in Nord- und Südamerika nach sich. Bereits am 21. November 1933 wurde in Argentinien die 100. Vorstellung der dortigen Inszenierung von BLUTHOCHZEIT gegeben.

 

Das Ulmer Theater zeigt BLUTHOCHZEIT in der Neufassung von Herbert Meier, die man treffender als Neu-Übersetzung bezeichnen könnte. Mit seinem Mitarbeiter Pedro Ramirez hat sich Meier zum Ziel gesetzt, den erheblichen Mängeln der Übertragung des einstmals "einzig ermächtigtem Übersetzers", Enrique Beck, abzuhelfen und den Originaltext Lorcas ohne eigenmächtige Veränderungen oder Zutaten zu übersetzen.

 

Zum Inszenierungsteam:

 

Manuel Soubeyrand (Regie) studierte an der staatlichen Schauspielschule in Berlin/DDR und spielte danach über ein Jahrzehnt beim Berliner Ensemble.

Seit 1988 ist er regelmäßiger Gastdozent an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.

Seit 1993 arbeitet Manuel Soubeyrand als freier Schauspieler und Regisseur unter anderem am Berliner Ensemble, Staatstheater Cottbus, Staatstheater Braunschweig, am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Kleist-Theater Frankfurt/Oder, bei den Burgfestspielen in Mayen, an den Städtischen Bühnen Chemnitz und am Ulmer Theater (ALICE IM WUNDERLAND).

Manuel Soubeyrands Inszenierung von William Shakespeares CYMBELINE in Chemnitz wurde beim 10. Theatertreffen der deutschen Schauspielschulen mit dem "Vontobel-Preis" für die beste Ensembleleistung ausgezeichnet.

Ab der Spielzeit 2000/2001 übernimmt Manuel Soubeyrand den Posten des Schauspieldirektors an den Städtischen Bühnen Chemnitz.

 

Christof Hußmann (Bühne und Kostüme) studierte Bühnenbild an der "Accademia Albertina di Belli Arti" in Turin. Er erarbeitete Bühnenbilder und Kostüme unter anderem für Aufführungen am Teatro Stabile de Sardegna, am Teatro Juvara di Torino, für die Kammeroper Rathaus Konstanz, für die Europäische Kulturwerkstatt Schloß Ettersberg in Weimar, für das Ernst-Deutsch-Theater Hamburg, das Theater der Stadt Aalen, das Stadttheater Pforzheim, das Badische Staatstheater Karlsruhe und das Ulmer Theater.

Seine letzten Ulmer Arbeiten waren die Ausstattung der Uraufführung von Friedrich Schenkers GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN, die Bühne und Kostüme von Otfried Preußlers DER RÄUBER HOTZENPLOTZ, der deutschsprachigen Erstaufführung von Hugo Claus' DIE ERLÖSUNG und von Andris Plucis‘ und Danielle Josts PETER PAN UND DIE PIRATEN.

 

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