Die Fledermaus

Operette von Johann Strauß

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Foto :Gerhardt Kolb

 

Musikalische Leitung: Wolf-Michael Storz

Inszenierung und Dialogfassung: Georg Schuchter

Bühnenbild: Rudolf Rischer

Kostüme: Andrea Hammer / Christine Geckeler

Choreinstudierung: Matthias Köhler

Choreographie: Andris Plucis

Mit: Hans-Günther Müller-Dotzauer / Wilhelm Eyberg von Wertenegg (Gabriel von Eisenstein, Rentier), Katerina Rauer / Sybille Plocher-Ottersbach (Rosalinde, seine Frau), Gerard Hulka / Norbert Burger (Frank, Gefängnisdirektor), Gisela Schubert / Denis Lakey (Prinz Orlofsky), Girard Rhoden / Adam Sanchez (Alfred, sein Gesangslehrer), Petteri Falck / Heinz Peters (Dr. Falke, Notar), Ulrich Bodenstein / Rochus Bliesener (Dr. Blind, Advokat), Barbara Baier / Eva Zettl (Adele, Kammermädchen Rosalindes), Karl Heinz Glaser / Eckard Rühl (Frosch, Gerichtsdiener), Esther Filges / Saskia Richter (Ida)

 

Premiere: Donnerstag, 28. Oktober 1999, 20 Uhr im Großen Haus

Soirée: Sonntag, 10. Oktober 1999, 19.30 Uhr im Foyer, Eintritt frei

 

Am 5. März 1874 wurde bei der Wiener Zensurbehörde das Textbuch einer Operette mit dem Titel „Doktor Fledermaus" eingereicht. Am 20. März 1874 wurde das Werk dann von der k. k. Polizeidirektion zur Aufführung freigegeben. Mancherlei wurde beanstandet, zum Beispiel der Text von Eisenstein im Uhrenduett des 2. Aktes:

„Um mich so zu überlisten,

Muß sie sehr gerieben sein -

Auch weiß sie wie Kommunisten

Nicht zu scheiden Mein und Dein."

Während diese Passage umgearbeitet wurde, finden wir den gleichfalls beanstandeten Orlofsky-Text bis zum heutigen Tag unverändert: „In meinem Haus hat jede Dame das Recht, sich zu verhüllen oder zu enthüllen, so weit sie will."

Es waren also gerade - und natürlich - die politisch oder erotisch pikanten Stellen, die bei der Behörde Anstoß erregten und weitgehend entfernt wurden. Immer wieder wirft man der Nach-Offenbach-Operette vor, politisch zahnlos und spießbürgerlich zu sein. Man sollte bei der Urteilsfindung das Umfeld berücksichtigen, in welchem Jacques Offenbach und Johann Strauß komponierten.

Den Fachleuten war klar, daß die wichtigste Aufgabe darin bestand, für Johann Strauß ein gutes Textbuch zu finden. Seine ersten beiden Operetten waren zwar erfolgreich gewesen, durch die Überfülle der musikalischen Einfälle war man bei INDIGO und CARNEVAL IN ROM gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen. Johann Strauß’ lockere Beziehung zum Wort und zur dramatischen Situation, auch seine Unbelesenheit machten ihn unfähig, an der Gestaltung eines Buches mitzuarbeiten, obwohl er wußte, worauf es ankam: „So was möcht’ ich hab’n, was auch ins Burgtheater hineinpassert." Der Wiener Verleger und Theateragent Gustav Lewy trug ein Textbuch mit dem französischen Titel LE REVEILLON den Direktoren des Theaters an der Wien, Marie Geistinger und Maximilian Steiner, an. Diese hatten kein Interesse an dem Stück und boten es dem Konkurrenten, Dirketor Franz Jauner vom Carltheater, an.

Es war das Verdienst Lewys, das Stück Johann Strauß zur Komposition anzubieten. Richard Genée, Hauskapellmeister am Carltheater, arbeitete die Vorlage zur „Fledermaus" um und schuf eines der besten Operettentextbücher aller Zeiten.

Premiere war Ostermontag 1874. Sie wurde ein Riesenerfolg für den Komponisten und die Künstler. Mittelpunkt war die gefeierte Operettendiva Marie Geistinger. Man bedauerte lediglich, daß der Chor seine Fräcke mit so wenig Eleganz trug und daß die Tänzer ‘zerfranst’ ausgesehen haben. Manche Kritiker freilich fanden das Bühnengeschehen zu gewagt: „Die Ungeniertheit, mit welcher die sich dabei darbietenden Frivolitäten ausgenutzt werden, konnten selbst die prächtigen, einschmeichelnden Melodien unseres Johann Strauß nicht vertuschen." (Wiener Generalanzeiger für die gebildeten Stände vom 7. April 1874)

Der Spielplan des Theaters an der Wien verhinderte ein wirkliches Ausschöpfen des Erfolges. Die Direktion Geistinger-Steiner war zu stark auf Ensemblegastspiele eingestellt. Elf Tage nach der Premiere war eine italienische Opern-Stagione mit Adelina Patti in Verdis Ernani angesetzt. Diese erzwungene Absetzung der FLEDERMAUS führte posthum zum Gerücht, das Stück wäre ein Mißerfolg gewesen.

 

 

 

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