Warten auf Godot

Schauspiel von Samuel Beckett

Deutsche Übertragung von Elmar Tophoven

 

Regie: Jörn van Dyck

Bühne und Kostüme: Rebecca Engelmann

Mit: Walter von Have (Wladimir), Ulrich Bodenstein (Estragon), Peter Luppa (Pozzo) und Jan Gebauer (Lucky)

 

Premiere: Samstag, 5. Juni 1999, 19.30 Uhr im Podium

Matinée: Sonntag, 16. Mai 1999, 11 Uhr im Foyer

 

 

„Eines Tages wurden wir geboren, eines Tages sterben wir".

 

Zwei Menschen warten - sie WARTEN AUF GODOT, und keiner weiß, wer oder was Godot ist, wer die zwei sind und warum sie auf diesen Unbekannten warten. Becketts Stück ist eine Parabel. Ein Gleichnis des menschlichen Lebens, das sich im Warten auf eine nie eintretende Erfüllung, auf eine Sinngebung, erschöpft.

In der Hoffnung, im immer wiederkehrenden Alltagsdasein einen Sinn zu entdecken, spielt der Mensch in ewiger Wiederholung die gleichen Rituale. Er täuscht sich über die Realität und über fehlende Antworten hinweg, lenkt sich ab, macht sich was vor. Er dreht sich im Kreise, nur um die Zeit totzuschlagen, und bleibt doch immer am selben Fleck stehen. Alles bleibt unsicher, keine Sehnsucht wird erfüllt. Was bleibt, ist Warten.

 

WARTEN AUF GODOT ist innerhalb kurzer Zeit entstanden: die erste Seite des in französischer Sprache geschriebenen Manuskripts trägt die Datumsangabe „9. Oktober 1948", und die letzte: „29. Januar 1949". Das Stück wurde am 5. Januar 1953 im Théâtre de Babylone in Paris durch Roger Blin uraufgeführt.

Wenige Stücke der neueren Theaterliteratur sind so offen für Interpretationen und Deutungsversuche wie WARTEN AUF GODOT. Keines bietet auch so viel Raum für Identifikationen. Es ist eine dramatisierte Metapher für das Leben, in der alle Grundtatsachen unserer Existenz angesprochen werden, widersprüchlich und ohne Lösung.

Die deutsche Erstaufführung inszenierte Karl Heinz Stroux am 8. September 1953 im Berliner Schloßpark-Theater. Bei vielen stießen die ersten Aufführungen des Schauspiels noch auf völliges Unverständnis. Nur wenige ahnten, daß dies einer der bedeutsamsten Momente der Theatergeschichte in unserem Jahrhundert war.

Noch als Fritz Kortner das Werk 1954 mit Heinz Rühmann, Ernst Schröder, Rudolf Vogel und Friedrich Domin an den Münchner Kammerspielen in einer großartigen Inszenierung herausbrachte, waren öffentliche und veröffentlichte Meinung reichlich zwiespältig.

Heute ist der Schock von damals verflogen. Becketts Stück ist als Klassiker der Moderne anerkannt und wird weltweit bereits in den Schulen gelesen.

 

Die Ulmer Inszenierung von WARTEN AUF GODOT, für die der Leiter des Schauspiels, Jörn van Dyck, verantwortlich zeichnet, unternimmt den Versuch, Becketts mittlerweile 50 Jahre altes Stück in eine heutige soziale Realität zu übertragen.

 

Samuel Beckett

 

Samuel Beckett wird 1906 in einem Vorort von Dublin (Irland) geboren. 1923 bis 1927 studiert er am Trinity College in Dublin Französisch, Italienisch und Neuere Literatur. Nach kurzer Lehrtätigkeit in Belfast geht er 1928 als Englisch-Lektor nach Paris, wo er seinen Landsmann James Joyce, den Autor des Romans ULYSSES, kennenlernt und in dessen Freundeskreis aufgenommen wird. 1930 geht Beckett als Assistent für Französisch nach Irland zurück, macht seinen Studienabschluß und kommt 1932 wieder nach Paris, das wenige Jahre später zu seiner Wahlheimat wird. Es beginnt eine Zeit der literarischen Arbeiten, Übersetzungen und Reisen.

Nach Kriegsbeginn arbeitet Beckett in der Résistance gegen die Deutschen mit. 1942 kommt er der Verhaftung durch Flucht zuvor und lebt bis zum Kriegsende in der Vaucluse (Südfrankreich). 1945 arbeitet er als Dolmetscher und Lagerverwalter beim Roten Kreuz in der Normandie und kehrt dann nach Paris zurück. Durch die Roman-Trilogie MOLLOY, MALONE STIRBT und DER NAMENLOSE macht sich Beckett in literarischen Kreisen einen Namen, und mit der Aufführung von WARTEN AUF GODOT wird er 1953 mit einem Schlag weltweit bekannt. Er beginnt mit der Übersetzung seiner Texte ins Englische. In schneller Folge veröffentlicht er jetzt Romane, kurze Texte, Gedichte und vor allem seine Theaterstücke und Theaterszenen, Hörspiele, Filme und Fernsehstücke, darunter ENDSPIEL (1957), DAS LETZTE BAND (1958) und GLÜCKLICHE TAGE (1961).

1969 erhält Beckett den Nobelpreis für Literatur. Er inszeniert viele seiner Stücke selbst auf der Bühne, im Rundfunk und im Fernsehen und gilt vielen als einer der bedeutendsten Schriftsteller dieses Jahrhunderts. Am 22. Dezember 1989 stirbt Beckett in Paris und wird auf dem Friedhof Montparnasse bestattet.

 

„Ein paar Jahre nachdem das Stück ihn berühmt gemacht hatte, flog Beckett incognito nach London. Als er es sich gerade auf seinem Platz bequem gemacht hatte und sich hinter einer großformatigen Zeitschrift verschanzte, hörte er, wie der Pilot die Passagiere an Bord willkommen hieß: ‘Le capitaine Godot vous accorde des bienvenues.’ Beckett mußte, wie er später erzählte, an sich halten, um nicht zur Tür hinauszuschießen und das Flugzeug zu verlassen. Was war das für eine Welt, fragte er sich, die sich einem Godot anvertraute."

 

 

 

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