DON CARLOS
Infant von Spanien (1787)
Ein dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller (1759-1805)
"Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten." (Marquis Posa in "Don Carlos)
Zwei Jahre vor der Französischen Revolution formuliert Schiller in seinem 1787 vollendeten "Don Carlos" sein Welt- und Menschenbild als Republikaner. Freiheit als Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung in Respekt vor der Freiheit des anderen heißt das Programm.
Aber nicht naiver Optimismus und ungebrochenes Aufklärerpathos prägen das Stück. Schiller stellt seine Figuren - die historischen wie den spanischen König Philipp II., seinen Sohn Don Carlos, die Königin Elisabeth, dessen Stiefmutter, ebenso wie den hinzuerfundenen "Ideenträger" Marquis Posa - in ein vielfältiges Geflecht von Beziehungen und Konflikten, treibt sie in Widersprüche, in denen die Maximen ihrer Handlungen fragwürdig werden. Die Unvereinbarkeit der Ziele und der Mittel in den Strategien des Marquis Posa, die emotionale Radikalität eines Carlos, die den geliebten Menschen überrennt und blind vor der Realität in den eigenen Projektionen gefangen bleibt, die Machtpolitik eines Philipp, der längst selbst ein Opfer seines wahnhaften Kontrollsystems geworden ist, der absolute Herrscher und zugleich der gebundenste Mensch.
Liebes- und Eifersuchtsdrama, "Familientragödie in einem großen Haus" (wie Schiller selbst meinte), historisches Ideendrama. Im Schnittpunkt des Privaten und des Politischen, der in "Don Carlos" in den Blick kommt, stellen sich aktuell herausfordernde Fragen zu Schillers Freiheitsbegriff. Die vergangenen zweihundert Jahre haben sie nur komplexer, widersprüchlicher und facettenreicher gemacht.
Inszenierung: Michael Jurgons
Bühne: Lars Peter
Kostüme: Irmgard Kersting
Premiere am 10. April 2003 im Großen Haus |